Mein Leben
In einem ruhigen Dorf in der Nähe von der Grenze zwischen Nordkorea und Südkorea wurde ich geboren, während mein Vater für die südkoreanische Armee arbeitete, ungeachtet seines Wunsches nach einem Sohn. Zu Hause las ich einerseits viele Bücher gegen Kommunismus, andererseits fand ich auf der Straße zahlreiche kleine nordkoreanische Flugblätter, die den Kapitalismus und die Demokratie heftig kritisieren. Meine Welt war verwirrt, weswegen ich in die Fantasie eintauchte. Ich habe mich mit mathematischen Rätseln beschäftigt, wodurch ich unangenehme Emotionen nicht nur vergessen, sondern auch unterdrücken konnte. Gleich nach dem wissenschaftlichen Studium verließ ich Südkorea für eine Doktorarbeit in den USA. Anschliessend habe ich in Kanada und Deutschland gearbeitet, bevor ich 2021 nach Zürich umgezogen bin. Ich arbeitete als Physikerin und Informatikerin, und momentan lerne ich Robotik und Statistik, damit meine Karrierechance in der KI-Branche steigt. Am Anfang der Coronapandemie lernte ich den Algorithmus, ich bin infolgedessen einen Traumjob bei Google gelandet, aber ich musste allein zu Hause arbeiten, obwohl ich sehr extrovertiert und kontaktfreudig war. Während der Pandemie hatten viele Technologieunternehmen zahlreiche attraktive Jobangebote, aber jetzt wurden viele Stellen nach Indien ausgelagert, wo die Löhne viel niedriger sind, aus diesem Grund ist meine Jobsuche momentan schwierig. Ich schwimme und singe sehr gerne und ich bin aktiv in den Kirchenchören, wo ich neue Kontakte knüpfe und Deutsch spreche. Beim Schwimmen im Heuriedbad habe ich zufällig Anja kennengelernt, die Koreanisch lernen möchte. Seit einem Jahr sind wir Sprachtandempartnerinnen, und manchmal treffen wir uns auch zusammen mit den Ehemännern, um Brettspiele oder das Abendessen zu geniessen. Als mein Mann und ich nach Davos gereist sind, haben wir Yvonne, Chrigi und Philip kennengelernt, und manchmal gehen wir zur Kirche oder in ein Restaurant zusammen. Aufgrund meines Hintergrunds in Mathematik und Physik habe ich oft Kommunikationsschwierigkeiten auch in Englisch und Koreanisch. Trotz vieler Bemühungen kommt es zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen. Eine Frage zu stellen und zu antworten ist sowohl furchtbar als auch gefährlich. Je mehr Wörter ich lerne, desto flüssiger kann ich mich ausdrücken. In meinem Denken, Sprechen und Schreiben möchte ich eindeutig, klar, überzeugend, frei und spontan sein.